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 Werkbeschrieb

„... was doch nicht zu ändern ist.“

Am 05. April 1875 ging DIE FLEDERMAUS am Theater an der Wien zum ersten Mal in Szene. Spannungsvoll erwartet, war ihr Erfolg zunächst eher mässig. Nicht mehr als 50 Aufführungen brachte man in Wien auf die Bühne, und es bedurfte den schnell eintretenden Erfolg im Ausland, um den Blick auf die besonderen Qualitäten des Werks zu lenken. Zu diesen zählt, nebst der meisterhaft orchestrierten Komposition, unzweifelhaft dessen Libretto. Dieses basiert auf dem Singspiel "La Reveillon" der berühmten Offenbach-Libretisten Henri Meilhac und Ludovic Halévy.

DIE FLEDERMAUS ist ein gelungenes Sittenbild des vom Zerfall bedrohten Habsburgerreichs, eine Gesellschaftssatire der besonderen Art, die dem krisengeschüttelten Volk die Möglichkeit gab, sich in den theatralen Rausch des Vergessens hinein zu feiern. "Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist" heisst es dort, und tatsächlich wurde gerade dieser Gedanke, den die Operette selbst freilich in einem gänzlich anderen Zusammenhang anführt, zum Lebensmotto der sich immer weiter in die Krise schaukelnden Oberschicht Wiens.

Das berauschende Fest Orlofskys bot Strauss die Möglichkeit, sich kompositorisch im heimischen Metier zu üben: der Tanz- und Ballmusik. Entsprechend schnell verfasste er zwischen August und Oktober 1873 die Partitur, die zusammen mit dem ausgesprochen hochwertigen Textbuch diese Operette zu all dem werden lässt, was der Theaterwissenschaftler Franz Hadamovsky als Besonderheit des Genres ausmachte: "Ein unfassbares Etwas aus Musik und Tanz, aus Heiterkeit und Schönheit, ein Wiegen und Schweben, ein Locken und Halten, ein Wünschen und Träumen, eine selige Beschwingtheit und eine überirdische Stimmung."

 

Die Ouvertüre

Sie überstrahlt nicht nur diese Operette, sie gilt zweifelsohne als ein Glanzstück im gesamten kompositorischen Schaffen von Johann Strauss. Trotz ihres formal strengen, in der klassischen Sonatenhauptsatzform gehaltenen Aufbaus, gelingt ihm der Kunstgriff, nach und nach die musikalischen Höhepunkte des gesamten Werkes vorzustellen. Für den Hörer bietet sich so im Verlaufe der Operette die Möglichkeit des Wiedererkennens und Vertiefens bereits gehörter Melodien, was durch die eingängige Musik zusätzlich erleichtert wird. Mit ihrer abwechslungsreichen Dynamik und der meisterhaften Orchestrierung gehört sie auch zum Standardrepertoire von Spitzenorchestern.