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Handlung (in Florenz, 1331)

I. Akt

Auf dem Platz vor der Kirche Santa Maria Novella

Man feiert den Tag des Patrons von Florenz. Bettler beraten, wie sie sich besonders ergiebig postieren; derweil schleicht der Student Leonetto ins Haus seiner geliebten Beatrice. Denn ihr Mann, der Barbier Scalza, ist gerade unterwegs in Pisa. Nach und nach füllt sich der Platz mit Kirchgängern. Als ein Unbekannter versucht, die neusten Novellen von Boccaccio zu verkaufen, offenbaren sich schlagartig die scharfen Geschlechterfronten zwischen den Bürgerinnen und Bürgern von Florenz. Lang schon fühlen sich die Männer durch den Dichter verhöhnt, während die Frauen ihn leidenschaftlich verteidigen, hat er ihnen doch Selbstbewusstsein und Liebeslist angedichtet. „Nieder mit Boccaccio!“ schreit auch Scalza, der früher als erwartet aus Pisa zurückgekehrt ist. Die Tugend seiner Beatrice, so meint er, könne zwar niemals Stoff für eine pikante Novelle hergeben. Doch sie ist schon drauf und dran und dabei. Nach Leonetto nämlich hatte sich auch Boccaccio noch ins Haus geschlichen, um die Freundin des Freunds kennen zu lernen. Kaum hört sie den Gatten – er bringt ihr, unterstützt von Lotteringhi und Lambertuccio, ein zittriges Ständchen -, da schreit sie listig um Hilfe. Und schon verlassen die beiden Abenteurer duellierend das Haus, als seien sie nur zufällig in der Hitze des Kampfes hineingeraten. Der gutgläubige Scalza fällt auf diesen Schwindel herein. Heilfroh, dass die Degen ihn verschont haben, zieht er sich mit seinem braven Weibchen ins Haus zurück. Lachend beenden Boccaccio und Leonetto den vermeintlichen Streit und Boccaccio verrät, dass er selber ernsthaft hinter einer andern Schönen her ist, die er bei der Kirche zu treffen hofft.

Zunächst aber erscheint Pietro, Prinz von Palermo. Ihn führen Heiratspflichten aus Sizilien an den Herzoghof. Boccaccios Bekanntschaft reizt ihn freilich sehr viel mehr. Lernen will er von ihm, wie man Abenteuer erlebt, um daraus Novellen zu machen. Da Pietro die Winke des Poeten umgehend praktizieren möchte, entflammt er sich an Isabella, der Frau des Fassbinders Lotteringhi, die soeben aus der Kirche promeniert.  Sie ist nicht abgeneigt.

Doch vorerst muss er sich den wütenden Florentiner Bürgern aussetzen, die ihn wegen ähnlicher Kleidung mit dem Dichter verwechseln und durchprügeln. Boccaccio, dadurch gewarnt, bleibt gleich in der Verkleidung eines Bettlers, um sich unauffällig seiner geliebten Fiametta zu nähern. In zärtlich durchsichtiger Komödiantik erbettelt er ihr Geständnis, dass auch sie ihm, dem vermeintlichen Studenten, zugetan ist. Inzwischen richtet sich die Wut der aufgebrachten Bürger auf die Bücher des verhassten Dichters.


II. Akt

Am Stadtrand von Florenz, vor den Häusern des Fassbinders Lotteringhi und des Gewürzkrämers Lambertuccio

Boccaccio schleicht heran mit Leonetto und Pietro im Gefolge. Der anonyme Prinz will seine angebahnte Novelle mit Isabella weiter erleben. Boccaccios Interesse gilt indes dem Nachbarhaus, wo Fiametta als Ziehtochter von Lambertuccio und seiner Frau Peronella lebt. Und Leonetto muss widerwillig den Liebhaber Peronellas spielen, um ihre Wachsamkeit von Fiametta abzuziehen. Ein dreifaches Ständchen soll die Aufmerksamkeit der Angebeteten wecken. Pietro hat ein leichtes Spiel; denn Lotteringhi flieht vor seinem streitsüchtigen Weib ins Wirtshaus. Als er verfrüht zurückkommt, lässt er sich weismachen, der ins Fass verkrochene Liebhaber wolle ebendieses Fass zu einem guten Preis kaufen.

Im Nachbargarten gibt sich Boccaccio als Bauerntölpel aus, der bei Lambertuccios Olivenernte helfen soll. Sein wirres Gestammel kann der geliebten Fiametta, ohne von anderen verstanden zu werden, Liebesbotschaften vermitteln.

Und dem Krämer, der seinen knorrigen Olivenbaum ohnehin für verhext hält, redet Boccaccio von der Baumkrone herunter ein, er beobachte gerade, wie sich in der Nähe weilende Paare unsittlich küssen. Empört und verwirrt klettert er nun selbst auf den Baum und traut seinen Augen nicht. Der Bauertölpel küsst Fiametta; seine eigene Frau umarmt den widerspenstigen Leonetto; und die Nachbarin küsst Pietro, während der Fassbinder das Innere des Fasses untersucht.

 

Da platzt der aufgeregte Scalza in den augenscheinlichen Spuk. Er hat erfahren, dass Boccaccio hier sei. Grosses Durcheinander, wobei abermals ein anderer die Prügel einstecken muss, die dem Dichter gelten. Dieser unerkannte, unschuldige Fremdling ist Fiamettas leiblicher Vater und niemand Geringerer als der Herzog selbst, der sie just in diesem Augenblick von ihren Pflegeeltern für immer heimholen will. Mit einer List bahnt Boccaccio sich und seinen Gefährten den Weg ins Freie. Gerade noch kann er der Geliebten zuflüstern, dass er ihr folgen wird.

 

III. Akt

Im Park vor dem herzoglichen Palast zu Florenz, drei Tage später

Fiametta, nunmehr anerkannt als uneheliche Tochter des Herzogs, soll aus politischem Interesse Prinz Pietro heiraten. Der willigt nur ungern in diesen verfügten Eheplan ein, weil ihm einzig an der Fortsetzung seiner Isabella-Novelle liegt. Fiametta schwankt zunächst in ihrer Liebe zu dem Studenten, nachdem sie erfahren hat, dass ihr Verehrer Boccaccio ist. Sie glaubt dann aber gern seinen Beteuerungen, dass sie ihm mehr sei als ein flüchtiges erotisches Sujet für eine weitere Novelle.

Inzwischen konnte sich der bibbernde Lambertuccio der Huld des Herzogs vergewissern, den er unwissentlich im heimischen Garten verhauen hatte, als dieser einst das Kostgeld für Fiametta brachte. Und schon schlägt er sich, geschmeidig, von der Seite seiner Handwerkerfreunde auf die von Boccaccio, der bei Hofe bestens angesehen ist. Lotteringhi und Scalza machen eine säuerliche Miene zum leidigen Spiel, ergeben sich aber ihrem Schicksal. Prinz Pietro besinnt sich darauf, vorerst lieber weitere spannende Novellen zu erleben, als sich dem Schicksal eines unglücklichen Ehemanns zu ergeben und überlässt liebend gern seine ungeliebte Pflichtbraut dem Dichter.

Und schlussendlich findet alles zusammen, was wohl schon immer zusammen gehörte…